Nachbarschafts-Flohmarkt ...

„Vielleicht kann ich es noch Mal brauchen“.

Dieses Vielleicht-Mal kommt nie. 

 

Stimmen, Geklapper, Rufe. Ich schaue aus dem Fenster.. Scarlett sitzt unten am Gehsteig und schaut ihren Leuten zu, wie sie Kisten auspacken, Dinge aller Art darauf drapieren. Was man halt seit Jahren im Keller hortet, wo es ja nur feucht wird. 

Und so freuen sich die Nachbarn über den #höfeflohmarkt , der einmal im Jahr in den Münchner Stadtvierteln stattfindet.

Ich unterbreche meine Arbeit am Schreibtisch und mach mich auf den Weg zum Stand der Nachbarn, der seinerseits Nachbarn bekommen hat. Überall Tische mit Klamotten, Schmuck, Tand, Firlefanz, Spielzeug.

„Hallo, schön Sie hier zu sehen! Ihr zieht aus?“

„Nein, nein, so unendlich viel Krusch im Keller, muss endlich weg, der Rest kommt in den Wertstoffhof.“

Ich schau mir an, was da so steht. Ein goldener Drachen windet sich um eine Tasse herum, mit Deckel und Teesieb-Einsatz, sehr hübsch und dekorativ.

„Die nehme ich gerne. Was bekommen Sie?“

Die Nachbarin reicht mir die Tasse über den schmalen Tisch, mit beiden Händen, wie einen kostbaren Kelch, lächelnd sagt sie: 

„Auf gute Nachbarschaft“.

Gänsehaut-Moment. So eine schöne Energie.

Wir wohnen seit Jahren im gleichen Haus, ich nehme manchmal Post entgegen, Scarlett kommt bei der Gelegenheit schon mal schnuppernd in den Flur.

Die Beziehung ging bis jetzt übers freundliche Grüßen nicht hinaus.

Auf gute Nachbarschaft.... 

 

Ich schlendere durch mein Viertel und erlebe es lebendig, bunt, einladend. Ich gehe in Hinterhöfe, die von wilder Schönheit sind, die ich hinter den das ganze Jahr verschlossenen Toren nicht vermutet habe.

 

Die Sonne brennt herunter, regnen soll es erst am Abend. Ich weite meine spontane Runde aus.

Eine junge Frau dreht sich vor einem Spiegel, der an einen Baum gelehnt wurde, sie hat ein Kleid über ihren weissen Jeans an.

„Passt und kleidet Sie“, sag ich spontan.

Wir reden eine Weile hin und her. Sie ist noch unentschlossen, aber nach ein paar Minuten überzeugt, bedankt sich. Strahlelächeln.

 

So viele kleine Schuhe überall im Angebot.!Wie alt sind die früheren Besitzerchen inzwischen? Einige laufen um die Stände herum, verabschieden sich von Plüsch-Nilpferden, Teddies, Rasseln, Puppen, Büchern und sonstigen früheren Freuden. Lachen, Sichten, Feilschen. 

Die Flohmarktprofis haben ihre Sessel dabei, trinken Kaffee, ratschen, lassen ihre beladenen Tische für sich sprechen.

Hunde aller Arten werden zurückgehalten, oder gerufen.

Eine Elektrogitarre liegt auf einem Teppich zwischen den Fahrrädern der Hausbewohner. Niemand dabei. 

 

Zwei Mädchen sitzen auf den Treppen eines Hauseingangs, ein Tisch vor ihnen, mit Kinderbüchern und einem Tablett voller Muffins.

„Habt ihr die selbst gemacht?“

„Ja.“ Sie wirken schüchtern.

„Was kostet eines?“

„Ein Euro.“

Ich lege einen 5 Euro-schein hin. Sie wechseln das Geld unter der freundlichen Beobachtung der Mutter, die neben ihnen steht. Ich nehme mir mein Muffin und esse es genüsslich unterwegs. Schokostückchen. Bisquit. 

 

„Wow, ist dieses Outfit cool!“ 

Eine Frau bezieht sich auf meine bunte Hose mit Lianen und Blättern. Sie klingt merkwürdig übergriffig. Ich bedanke mich kurz nach hinten, und geh kauend weiter, sie schreit mir etwas nach, was ich nicht verstehe. 

 

Auch unser Hinterhof ist geöffnet. Die Mülltonnen umgestellt. Zwei grosse Tische. Die Mutter der Zwillinge aus dem ersten Stock packt lauter kleine Jacken, Hosen, Hemden, Schuhe aus. Der Vater bringt Polizeiautos, Kinderwagen, Tretroller aus dem Keller.

Heut ist Flooohmarkt“, trompetet der eine Junge.

„1 Euro ist ein guter Flooohmarktpreis“ , schliesst sich der andere an.

Sie sind 5. Sie sitzen unter einem Sonnenschirm, den der andere Nachbar aufgestellt hat.

„Den hab ich von der Kneipe nebenan ausgeborgt, die öffnen ja erst um 18 Uhr“, lächelt er.

Aus seinem Angebot ziehen mich die Spiralmuscheln an, die auf einem Kistendeckel liegen. 

„Mein Vater ist kürzlich verstorben, er hat sie gesammelt“, sagt er.

Spiralmuscheln sind mir vertraut. Einige erkenne ich. 

„Ich arbeite mit diesen Frequenzen energetisch. Wunderbare Exemplare haben Sie da“, sage ich.

„Wie, energetisch“, fragt er.

Ich sage das, was ich während dieser Begegnung umringt von anderen Marktbesuchern halt gerade sagen kann und gebe ihm drei aus seiner eigenen Sammlung in die Hand.

„Behalten Sie diese, die sind sehr kraftvoll. Und heilsam“, sag ich.

Starke prickelnde Energie vibriert, die Frequenzen kommen wirklich bei ihm an. Gänsehautmoment.

„Ich möchte diese nehmen“. Ich zeige auf eine Spirale mit Anhängeröse. „Was bekommen Sie dafür?

„Ich schenke Sie Ihnen“, sagt er.

So ein schöner Austausch. Wenig Worte, gute Schwingung. Mit diesem Mann hab ich in vielen Jahren kein Wort gewechselt. Es hat sich nie ergeben. 

Bin dankbar für diesen Vormittag voller Geschenke auf allen Ebenen.

Das Leben ist so bunt und reich, trotz allem, was schief hängt.

Sehe, spüre, höre, rieche, schmecke seine Farben, wann immer es Dir möglich ist.

Krista Maria Eva

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Text (c)kposch

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